Für Gäste sind Besucher-Bergwerk und Museum vorübergehend geschlossen. Hinter den Kulissen aber wird gearbeitet. © Foto: Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Mitarbeiter von Besucher-Bergwerk und Museum nutzen die Schließung während der Corona-Krise zu einer umfangreichen Bestandsaufnahme. Der Historiker Matthias Lorenz ist bei der Inventarisierung, die zurzeit intensiv vorangetrieben wird, auf ein bedeutendes Dokument gestoßen – das „Gutachten über das Eisenstein Districtfeld Wohlverwahrt“, 1883 verfasst von Karl Nottmeyer. Im selben Jahr war die Eizenerzgrube „Wohlverwahrt“ in Betrieb gegangen.

Nottmeyer hatte damals einen Eisenanteil von 40 Prozent gemessen. „Hätte es deutlich weniger Eisenanteile im Erz gegeben, wäre es wohl nicht zu einer Förderung im größeren Umfang gekommen“, erklärt Diplom-Museologe Mirko Ignatz, der Geschäftsführer von Besucher-Bergwerk und Museum, die große Bedeutung des Gutachtens. „Auch der Verweis auf die gute Infrastruktur dürfte dies positiv beeinflusst haben.“

Mike Polschinski mit einem Großammoniten aus der Sammlung von Reinhard Janssen. - © Foto: privat

Die neuen Erkenntnisse zur regionalen Bergbaugeschichte sollen der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert werden. Wann die Schau des Museums für Bergbau und Erdgeschichte eröffnet wird, steht noch nicht fest. „Wir befinden uns noch am Anfang des Projektes“, so Ignatz. Außerdem stehe noch nicht fest, wann der Museumsbetrieb wieder öffnen dürfe. Auch müssten die Ergebnisse der Inventarisierung erst abgewartet werden.

Nottmeyers Gutachten umfasste die gesamten Eisenerzvorkommen von der „Roten Klippe“ bis zum Jakobsberg. „Das Gutachten hat eine wichtige Bedeutung für den Beginn der Eisenerzindustrie in Kleinenbremen“, betont Markus Miller, der wissenschaftliche Volontär des Hauses. „Die Vorkommen hier in der Region bildeten zu dieser Zeit sogar die zweitgrößte Lagerstätte für Eisenerz im Deutschen Reich nach Elsass-Lothringen.“ Gemeint sind Teile des Wesergebirges und der Wittekindsberg des Wiehengebirges.

Vorbereitet wird in Kleinenbremen zurzeit auch eine neue Ausstellung zur regionalen Erdgeschichte. Breiten Raum dürfte in dieser Schau die Fossiliensammlung von Reinhard Janssen einnehmen. Nach dem Tode des Hausbergers hatte dessen Frau dem Museum 2008 die Steine als Schenkung übertragen.

Um Fossilien kümmert sich im Museum Mike Polschinski, der Experte für Paläontologie und Erdgeschichte. Als einmaliges Exponat aus Janssens Sammlung stuft er einen etwa 80 Millionen Jahre alten Großammoniten aus der oberen Kreidezeit ein, entdeckt bei Straßenarbeiten in Dielingen (Gemeinde Stemwede). Heute ziert dieser Fund den Unterwasserraum der erdgeschichtlichen Abteilung. Er „belegt großflächige Überflutungen über lange geologische Zeiträume hinweg“, so Volontär Markus Miller. Ammoniten waren Meeresbewohner.

Zu der Sammlung Janssens gehören Hunderte von Exponaten, vorrangig Ammoniten aus der Region. Sie erstreckt sich über Zeiträume der Tertiär-, Kreide-, Jura- und Triaszeit, aber auch des Erdaltertums. „Ein Schwerpunkt der Sammelleidenschaft von Herrn Janssen war es, die Stammesgeschichte der Ammoniten erlebbar zu machen“, erklärt Mirko Ignatz. Im Museum waren die Exponate bereits in Vitrinen zu sehen, geordnet nach Erdzeitaltern. Heute ist der Bestand eingelagert, nachdem 2014 ein Rückbau wegen Sicherheitsmängeln nötig geworden war.

Reinhard Janssen habe das Verständnis der regionalen Geologie und Paläontologie über Jahrzehnte in der geologischen Arbeitsgemeinschaft Minden durch Öffentlichkeitsarbeit mitgeprägt, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Dem Kleinenbremer Museum sei er als Teil des damaligen paläontologischen Freundeskreises eng verbunden gewesen.

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