Marlies Kuhlmanns neues Buch enthält 22 Erinnerungsgeschichten zum Lesen und Vorlesen. Foto: Stefan Lyrath Porta Westfalica-Kleinenbremen. Andere mögen mit 78 ans Aufhören denken. Marlies Kuhlmann, Autorin aus Kleinenbremen, hat dagegen noch viel vor. Sehnsüchtig erwartet sie das neue Jahr – in der Hoffnung, dass die Corona-Pandemie irgendwann besiegt oder zumindest so weit eingedämmt ist, dass Veranstaltungen wieder möglich sind. „Auf jeden Fall möchte ich mein neues Buch wie immer mit einer Lesung im Besucher-Bergwerk und Museum vorstellen“, wünscht sich die gebürtige Kleinenbremerin, die aus einer Bergmannsfamilie stammt. Gemeint sind 22 Erinnerungsgeschichten unter dem Titel „Das alte Sofa“, Marlies Kuhlmanns viertes Buch für Erwachsene. Erschienen ist es im Dezember. Gedacht sind die kurzen Geschichten „zum Lesen und Vorlesen“, wobei die Zuhörer beispielsweise Senioren sein können. „Und zwar besonders in dieser Zeit“, so Marlies Kuhlmann. Gemeint ist die Corona-Pandemie. Einen Teil der Erstauflage von 500 Exemplaren hat die Schriftstellerin an Seniorenheime verschenkt. Die Titelgeschichte erzählt von den Reisen eines alten Sofas, das es in fast 80 Jahren von Kleinenbremen bis nach Berlin geschafft hat. Marlies Kuhlmann, früher Lehrerin an der Kreishandelslehranstalt in Rinteln, schreibt seit mehr als 20 Jahren. Hunderte von Geschichten für Kinder und Erwachsene sind in dieser Zeit entstanden. Von Routine ist nichts zu spüren. Die Autorin feilt spürbar an ihrem Stil und verbringt jedes Jahr eine Zeit in der (Schreib-)Akademie am Meer auf Sylt. Das Ergebnis ist eine pointierte, leicht verständliche Schreibe. Der Grundton kann zwischen Heiterkeit, Melancholie und Nachdenklichkeit wechseln. Allen Themen nähert sich die Autorin behutsam, besonders den traurigen. „Das Mädchen mit dem Cello“ erzählt von einer Jugendliebe und verpassten Gelegenheiten. In einer Geschichte outet sich Kuhlmann als Verehrerin des großen Theodor Fontane (Effi Briest). Ihr neues Büchlein (59 Seiten) ist gleichzeitig Teil einer großen Sammlung von Geschichten aus dem Leben sehr unterschiedlicher Menschen. Viele hat Marlies Kuhlmann bereits selbst vorgelesen, etwa in kirchlichen Gruppen oder vor Senioren. Das ist eine Art Test, ob sie gut ankommen. Die meisten Geschichten erzählen aus ihrem Leben, andere schildern Erinnerungen von Freunden und Bekannten. Etwa die Hälfte spielt in Porta oder dem Schaumburger Land. Zwei Geschichten liegen ihr besonders am Herzen: „Die Gedanken sind frei“ und „Mondscheinsonate“. In „Mondscheinsonate“ erzählt sie von einem Regenbogen mitten in der Nacht – unglaublich, aber wahr. Gänsehaut garantiert. „Die Gedanken sind frei“ ist das Lieblingslied ihres Mannes. Vor allem aber hat es im Krieg ein kleines Mädchen am Leben erhalten, das im Keller einer überfüllten Klinik hinüber in den Tod zu dämmern schien. Beide Geschichten hat die Autorin an NDR Kultur geschickt. Sie wurden während einer Sendung aus der Hamburger Elbphilharmonie im Radio vorgelesen. „Für mich war das toll“, erinnert sich die Autorin. „Manche Geschichten verselbstständigen sich“, sagt sie. Die Gemeinde Möllenbeck hat „Die alten Türme stehen noch“, in der es um das dortige Kloster geht, anstelle einer ausgefallenen Weihnachtsfeier an Senioren verteilen lassen. „Das alte Sofa“ (ISBN 978-3-8120-5008-1) gibt es im Buchhandel oder direkt bei Marlies Kuhlmann, Tel. (0 57 22) 3994. Es ist im Merkur Verlag Rinteln erschienen. |