Nicht braun, sondern bunt: Bei Festen wie dem Kleinenbremer Dorfmarkt (hier ein Archivfoto) feiern Einheimische und Flüchtlinge miteinander. Nachdem der Ort im Zusammenhang mit einer Terrorzelle genannt wurde, hat der Bezirksausschuss ein Bekenntnis gegen rechte Gewalt abgelegt.? © Foto: Stefan Lyrathh

Porta Westfalica-Kleinenbremen. Nach zwei großen Polizeieinsätzen in Kleinenbremen, die jeweils im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle standen, hat der Bezirksausschuss ein Bekenntnis „gegen jegliche rechtsradikale Gewalt“ abgelegt. Das soll jedoch nur der Anfang sein. Allein in Kleinenbremen ist an mehrere Veranstaltungen gegen Rechts gedacht, für die nun die örtlichen Vereine gewonnen werden sollen.

„Wir wollen auf jeden Fall etwas machen. Den Rat möchten wir mit ins Boot holen“, erklärt Jörg Achilles (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses. „Wir wollen das größer aufhängen“, fügt sein Stellvertreter Florian Staab (CDU) hinzu. Ganz Porta soll Zeichen setzen.

Nach dem Willen des Ausschusses könnte der Rat beispielsweise Kontakt mit benachbarten Kommunen aufnehmen, um herauszufinden, wie diese sich gegen Rechts aufgestellt haben. Denkbar wäre auch eine Resolution. Die Portaner Verwaltung soll prüfen, welche Programme und Maßnahmen für Portaner Schulen infrage kommen.

„Einige Schulen sind ja schon ganz stark dabei“, stellt Achilles fest. Gesamtschule, Gymnasium und Realschule engagieren sich bei der Verlegung von Stolpersteinen, eine Gesamtschul-AG pflegt den jüdischen Friedhof.

Dennoch: Die jüngsten Ereignisse geben Anlass zur Sorge. So soll in der Terrorzelle „Gruppe S.“, benannt nach ihrem mutmaßlichen Gründer Werner S. (Landkreis Augsburg), bei einem Treffen in Minden über bewaffnete Angriffe auf Moscheen in Deutschland gesprochen worden sein.

Eine Woche später holte die Bundesanwaltschaft am 14. Februar zu einem konzertierten Schlag gegen die mutmaßliche Terrorzelle aus. Durchsucht wurden auch Häuser in Kleinenbremen und Minden, wo die Ermittler jeweils Waffen fanden. An 13 Orten, verteilt über sechs Bundesländer, waren Beamte der Bundes- und Landespolizei im Einsatz, darunter auch Spezialeinsatzkommandos. Zwölf Tatverdächtige wurden vorläufig festgenommen, unter ihnen ein Kleinenbremer. Er gilt als Unterstützer der Zelle, während einer von zwei inhaftierten Mindenern zu den Hauptverdächtigen gezählt wird.

Mitte Mai folgte ein zweiter Großeinsatz, bei dem Polizisten in der Nähe des Kleinenbremer Sportplatzes im Wald ein Lebensmitteldepot der Rechten ausgehoben haben sollen. Möglicherweise hatten sie es vor allem auf Waffen abgesehen. Federführend war auch bei diesem Einsatz das Landeskriminalamt Baden-Württemberg.

Dass eine Spur nach Kleinenbremen führte, hat bei vielen Einwohnern Befürchtungen ausgelöst. „Mich beschleicht ein ganz großes Unwohlsein“, sagt Angelika Heine vom Heimatverein. Claudia Vogt, die sich als Flüchtlingshelferin engagiert, machen die Berichte „natürlich Angst, weil wir ein großes Flüchtlingsheim im Dorf haben“. Ihr Engagement beenden will Vogt jedoch auf keinen Fall, denn: „Ich bin von Beruf Diakonin, eingesegnet im Dienst der Kirche.“

Einen „Brückenschlag zu heute“ verspricht sich Angelika Heine von der Feier zum 125-jährigen Bestehen der Kleinenbremer Kirche im kommenden Jahr: Mit einem Theaterstück will die Gemeinde dann an den 1945 gestorbenen Widerstandskämpfer Kurt Freiherr von Plettenberg erinnern – und gleichzeitig vor dem Erstarken des Rechtspopulismus in Deutschland warnen.


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