Porta Westfalica-Kleinenbremen. Mit einem Theaterstück will die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Kleinenbremen an den Widerstandskämpfer Kurt Freiherr von Plettenberg erinnern. Anlass ist das 125-jährige Bestehen der Kirche im kommenden Jahr. Geplant sind außerdem ein Festgottesdienst und ein Konzert im Spätsommer oder Herbst 2021. Die Vorbereitungen laufen.

Kurt Freiherr von Plettenberg, geboren 1891 in Bückeburg, war Hofkammerpräsident und Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern. Weihnachten 1944 ließ er einen Teil des Preußenschatzes samt Königskrone unter einer Treppe im Inneren des Kleinenbremer Gotteshauses einmauern, um es vor den Alliierten in Sicherheit zu bringen. Pastor Strathmann war eingeweiht, schwieg jedoch. Im Jahr 1948 bekamen die Hohenzollern ihren Schatz zurück.

Von Plettenberg, als Widerstandskämpfer einer der Männer des 20. Juli, erlebte dies nicht mehr. Nach seiner Festnahme hatte er sich im März 1945, zwei Monate vor dem Ende des Krieges, aus einem Fenster im vierten Stock des Berliner Gestapo-Gefängnisses an der Prinz-Albrecht-Straße in den Tod gestürzt. Mit dieser Verzweiflungstat wollte der 54-Jährige offenbar verhindern, unter der Folter die Namen seiner Kameraden zu verraten. Er war an den Vorbereitungen des missglückten Attentates auf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt.

„Kurt von Plettenberg stand für besonderen Mut, eine klare Linie, seine unbeugsame Haltung und eine tiefe innere Überzeugung“, fasst Pfarrer Ekkehard Karottki zusammen. „Er hat für das, woran er glaubte, mit dem Leben bezahlt. Ich vergleiche ihn mit Dietrich Bonhoeffer.“

Mit ihrem Theaterstück wollen die Kleinenbremer gleichzeitig „eine Brücke zu heute schlagen“ und vor dem Aufkommen des Rechtspopulismus warnen. Vorgesehen ist kein durchgehendes Stück, sondern einzelne Szenen, zwischen denen Musik gespielt wird und Bilder gezeigt werden.

Für die Aufführung werden noch Laiendarsteller gesucht. Profis sind dagegen die Aktiven der Projektgruppe „Kultur und feines Mehl“, einem Ableger der Tanz- und Trachtengruppe des TuS Kleinenbremen.

Laien, die mitspielen möchten, können sich an Pfarrer Karottki, Telefon (0 57 22) 61 29, wenden oder im Gemeindebüro unter (05722) 2 54 14 anrufen, das donnerstags von 15 bis 18 Uhr sowie freitags zwischen 9 und 12 Uhr geöffnet ist. Tipps bei den Proben bekommen die Laiendarsteller von Schauspieler Holger Pape, bekannt vom örtlichen Improtheater „SpekSpek“, und dessen Vater Friedhelm.

Unterstützt wird das Projekt, das kürzlich im Presbyterium auf große Zustimmung gestoßen ist, vom Heimatverein Kleinenbremen. „Wir kümmern uns um die Öffentlichkeitsarbeit, helfen außerdem bei der Suche nach Sponsoren und Schauspielern“, erklärt Schriftführerin Angelika Heine. An einer Art Drehbuch schreibt ein Studienfreund von Ekkehard Karottki, der bereits ostfriesische Krimis veröffentlicht hat.

Gespielt wird in der Kirche. Das 1896 eingeweihte Gotteshaus, entstanden nach Plänen des Barkhauser Architekten und Kirchbaumeisters Heinrich Hutze, misst bis zur Turmspitze rund 60 Meter. Vorher stand dort eine kleinere Kirche (errichtet 1483), ganz früher eine romanische Kapelle aus dem 11. Jahrhundert, vielleicht sogar der Zeit um 800.

Nach einem Beschluss des Presbyteriums von 1892 sollte das Fassungsvermögen mit dem Neubau auf 1.000 Plätze erweitert werden. Der Grund: So hatte jeder Einwohner einen Sitzplatz.


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