Alles im Blick: Jagdpächter Heinrich Werkmeister. © Foto: Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Helga Wenzel, bekannt als Vorstand des Heimatvereins Kleinenbremen, bekommt regelmäßig ungebetenen Besuch. Alle paar Tage oder manchmal auch Wochen schaut die örtliche Mufflon-Herde vorbei und nascht im Garten ein wenig Grünzeug, bevor sich die Wildschafe wieder vom Acker machen.

„Die tun uns nichts“, sagt Helga Wenzel. Sorgen macht sie sich aus anderen Gründen: Die Kleinenbremerin befürchtet, dass eines Tages ein Verkehrsunfall passieren könnte. „Ich finde es gefährlich, dass die Herde auch auf den Straßen rumläuft.“ So denken viele. Jörg Achilles, Vorsitzender des Bezirksausschusses, hat das Thema jetzt auf die Tagesordnung des Ortsgremiums gesetzt, das am Dienstag, 19. Mai, tagen soll.

Sonnenbaden: Auf einem Feld an der Barkser Straße genießen die Wildschafe den Frühling. Fotos: Stefan Lyrath

Vor einem Jahr zählte die Herde noch 20 Tiere. Zurzeit sind es laut Jagdpächter Heinrich Werkmeister zwölf. „Welche haben wir geschossen, welche hat der Wolf gerissen“, berichtet er. Weil der Kreis Minden-Lübbecke kein Mufflon-Einstandsgebiet ist, dürfen die Wildschafe als jagdbares Wild zu bestimmten Zeiten geschossen werden.

Meistens hält sich das scheue Muffelwild auf einem großen Feld an der Barkser Straße auf. Häufig halten dort Menschen an, um sich am Anblick der Wildschafe zu erfreuen, die um das Jahr 2008 aus einem Kleinenbremer Gehege ausgebrochen sind. Anderen sind die Mufflons sozusagen ein Horn im Auge.

Jagdpächter Heinrich Werkmeister ist „von der Unteren Jagdbehörde verpflichtet, das Muffelwild zu dezimieren – aber nur im Rahmen unserer Möglichkeiten“, wie er betont. „Die ganze Herde eliminieren zu wollen, wäre unrealistisch.“ Werkmeister verweist auf den „Grundsatz, dass die Jagd in befriedeten Bezirken ruht“.

Dazu gehören auch Siedlungen wie in Kleinenbremen, wo die Bebauung (zu) nah ist. „Ich gefährde niemanden und verhalte mich nicht widerrechtlich“, stellt der Jagdpächter klar. Auch in befriedeten Bezirken können in einigen Fällen Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, zum Beispiel für den Abschuss von Wildschweinen. Auf privaten Grundstücken kann Jagd erlaubt werden, wenn Eigentümer einen entsprechenden Antrag stellen.

Die Gefährdung des Kleinenbremer Straßenverkehrs durch Mufflons stuft Werkmeister als „sehr gering“ ein. In all den Jahren sei es nur zu einem Unfall gekommen. Vor den Tieren selbst müsse man keine Angst haben. „Sie sind überhaupt nicht bösartig oder aggressiv.“

In Teilen der Bevölkerung sind indes Forderungen laut geworden, die Mufflons zu erlegen. Friedhelm Wehking will kein Blutvergießen. „Mir wäre es am liebsten, wenn man sie einfangen und in einen Tierpark bringen würde“, erklärt der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft Kleinenbremen-Wülpke. „Wir wollen nur, dass die Mufflons nicht in unsere Gärten kommen.“

Vor einigen Jahren hatte Wehking eine Liste mit Unterschriften von 67 Einwohnern vorgelegt, die Schäden in ihren Gärten beklagen. Die betroffenen Straßen: Am Winkel, Auf der Host, Spellmannsbrink, Mittelweg, Neue Steige, Alte Straße, Zum Brinkhof – und der Friedhof.

Behörden können die Bejagung von Muffelwild anordnen, wenn Interessen der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege „ernsthaft gefährdet“ seien, wie es heißt. „Übermäßige Wildschäden“ müssten dazu bereits entstanden oder zu befürchten sein. Die Frage ist, ob das auf Kleinenbremen zutrifft, weil die Herde eher klein ist. Heinrich Werkmeister rät zu einem Zaun. Sein Appell: „Bitte zäunt die Grundstücke ein – dann habt Ihr Ruhe.“

Das Einfangen von Mufflons könnte schwierig werden, weil ein ausgewachsener Widder etwa 50 Kilo wiegt, ein weibliches Schaf 35. Zum Schießen mit einem Betäubungsgewehr müsste man auf etwa 50 Meter herankommen – was bei den scheuen Tieren kompliziert sein könnte.

 

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