Prinz Oskar von Hohenzollern (Claus Burkardt, links) und Freiherr von Plettenberg (Norbert Gerntrup) treffen eine Entscheidung. Foto: Stefan Lyrath © ly

PortaWestfalica-Kleinenbremen (Ly). „Kirche & Krone“, das Theaterstück zum 125-jährigen Bestehen des Kleinenbremer Gotteshauses, hat am Freitagabend eine umjubelte Premiere gefeiert. „Ich würde mir wünschen, dass bei meinen Predigten auch mal so lange geklatscht wird“, scherzte Pfarrer Ekkehard Karottki, nachdem der minutenlange Beifall in der Kirche verhallt war.

Aber im Ernst: Holger Pape vom Kleinenbremer Impro-Theater „Spek Spek“, der gleichzeitig Premiere als Regisseur feierte, hat sein Ensemble zu Höchstleistungen getrieben. Texthänger kamen nicht vor, kleinere Versprecher ließen sich an einer Hand abzählen. Vor allem aber: Die Schauspieler haben ihre Rollen mit Leben gefüllt.

Befürchtungen, die mehr oder weniger unerfahrenen Darsteller könnten zu leise sprechen, haben sich nicht bestätigt. Alle waren gut zu verstehen. Der Regisseur hatte entschieden, im Interesse eines authentischen Theaters auf Mikrofone zu verzichten – die richtige Entscheidung. Seit Mitte Oktober, als das Ensemble zum ersten Mal in der Kirche geprobt hatte, haben die 18 Laiendarsteller große Fortschritte gemacht. Diese Leistung ist umso höher einzustufen, weil die Pandemie dem Projekt übel mitgespielt hat.

„Wow, faszinierende Idee“, dachte Holger Pape, nachdem ihm Pfarrer Karottki Ende 2019 den Vorschlag gemacht hatte, das Kirchenjubiläum mit einem Theaterstück zu feiern. „Und wir hatten so viel Zeit.“ Da lag Pape falsch, denn dann kam Corona. „Was wir in zwei Jahren vorhatten, musste auf drei Monate komprimiert werden.“ In dieser Zeit standen rund 40 Proben auf dem Plan.

Mit großer Ernsthaftigkeit und Faktentreue hat das Ensemble die Geschichte um den Bückeburger Widerstandskämpfer Kurt Freiherr von Plettenberg jetzt auf die Bühne gebracht. Die Rahmenhandlung mit drei Schauspielerinnen, eingespielte Filme, Fotos oder Ansprachen aus dem Nazi-Hörfunk lieferten historische Hintergründe über von Plettenberg und andere Widerstandskämpfer. In einer Szene regnete es von der Empore Flugblätter – zur Erinnerung an die Geschwister Scholl.

„Ortsgeschichte, die eng mit der damaligen Weltgeschichte verbunden ist, wird durch ein großartiges Team hautnah erlebbar gemacht“, lobte die stellvertretende Portaner Bürgermeisterin Anke Grotjohann. „Solch eine Geschichte kann man sich nicht ausdenken. Eine Geschichte, in der Mut, Furcht, Zuversicht und eine Menge Zivilcourage vorkommen.“ Dies sei etwas, das jetzt aktueller sei denn je, schlug Grotjohann in ihrer Rede die Brücke zur Gegenwart.

Weihnachten 1944 waren 15 wertvolle Tabaksdosen Friedrichs des Großen und vor allem die preußische Königskrone unter dem Altarraum der Kleinenbremer Kirche eingemauert, um sie vor den Siegermächten zu verstecken. Gewollt hatte dies Kurt Freiherr von Plettenberg, damals Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern. Außer ihm wussten davon nur Martin Strathmann, Pfarrer von 1920 bis 1960, Kirchendiener Friedrich Aldag und Maurermeister Friedrich Ackmann. Die Männer hielten dicht.

Prinz Oskar von Hohenzollern (Claus Burkardt, links) und Widerstandskämpfer Kurt Freiherr von Plettenberg sprechen über die Zukunft, der Major (Friedhelm Pape, rechts) kommt dazu. - © Foto: Lyrath

Von Plettenberg bezahlte dafür mit seinem Leben. Im Theaterstück übergibt der Freiherr, gespielt von Norbert Gerntrup, einem Major (Friedhelm Pape) nach seiner Festnahme eine Notiz, bevor er im Berliner Gestapo-Gefängnis einen Bewacher niederschlägt und sich aus einem Fenster im vierten Stock stürzt – aus Angst, unter der Folter die Namen anderer Widerstandskämpfer zu verraten. Verherrlicht werden die Hauptpersonen nicht. Sowohl von Plettenberg als auch Pfarrer Stratmann hätten anfangs mit den Nazis sympathisiert, heißt es. Aber eben nur anfangs.

Zum Jubiläum wird die Kleinenbremer Kirche an mehreren Tagen von außen illuminiert. - © Foto: Lyrath

Zum Schluss erscheint ein britischer Offizier (David McGregor) in Begleitung von Prinz Oskar von Preußen (Claus Burkardt) bei Pfarrer Stratmann (Ulrich Hesse) im Pfarrhaus. Sie suchen die Krone. Nicht mehr gezeigt wird, wie die Hohenzollern, vertreten durch von Plettenbergs Freund und Nachfolger Carl-Hans Graf von Hardenberg, den Schatz im September 1948 in Minden zurückbekommen.

Einziger Wermutstropfen: Alle fünf Vorstellungen von „Kirche & Krone“ sind bereits ausgebucht.

Pfarrer Martin Stratmann (Ulrich Hesse, rechts) redet einem fanatisierten jungen Mann (Daniel Brauer) ins Gewissen. - © Foto: Lyrath

 

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