Emotional: Ulrich Hesse (links) als Pfarrer Martin Strathmann, Norbert Gerntrup in der Rolle des Widerstandskämpfers Kurt Freiherr von Plettenberg. Foto: Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Zum ersten Mal haben die Schauspieler von „Kirche & Krone" das gesamte Stück in voller Länge geprobt – und erstmals im Kleinenbremer Gotteshaus. „Ich bin sehr, sehr zuversichtlich", sagt Regisseur Holger Pape. „Wir sind supergut in der Zeit."

Premiere ist am Freitag, 10. Dezember, um 20 Uhr. Gleichzeitig beginnen dann die Festtage zum 125-jährigen Bestehen der Kirche. Bis dahin liegen noch etwa 20 weitere Proben in der Kirche vor den 17 Schauspielern, allesamt Laien. Dabei geht es in erster Linie um Sicherheit auf der Bühne und vor Publikum.

Besonders wichtig ist dem Regisseur authentisches Theater. „Die Leute sollen so sprechen, wie man auch im Alltag spricht", betont er. Pape will ohne Mikrofone auskommen. „Leise Töne anschlagen und trotzdem in der letzten Reihe zu hören sein – das ist eine Riesen-Herausforderung."

Die Rolle des Widerstandskämpfers Kurt Freiherr von Plettenberg spielt Norbert Gerntrup. Viele kennen ihn bereits als Darbach in „All Hallows‘ Eve", einer Lesung schauriger Geschichten zu Halloween. „Den von Plettenberg versuche ich als freundlich und hilfsbereit gegenüber den Menschen, die er schätzt, auftreten zu lassen", kündigt Gerntrup an. „In seiner Verantwortung als preußischer Offizier bekämpfte er jene, die gegen seine Überzeugungen verstoßen haben."

 

Rahmenhandlung: Eine Lehrerin (Svenja Moser), eine Pastorin (Bianca Krumme) und eine Journalistin (Katja Mehwald, von links) spielen sich Szenen des Stückes vor. Foto: Stefan Lyrath - © dhaunhorst

Zur Vorbereitung auf die Rolle hat Norbert Gerntrup die Biographie des gebürtigen Bückeburgers gelesen. Er will aber auch das Trotzige von Plettenbergs zeigen, „der im Gestapo-Verhör nichts mehr zu verlieren hatte". Aus Angst, unter der Folter seine Mitverschwörer zu verraten, stürzte sich der Widerstandskämpfer im März 1945 aus einem Fenster im vierten Stock des Berliner Gestapo-Gefängnisses in den Tod.

Weihnachten 1944 hatte er als Generalbevollmächtigter des Hauses Hohenzollern dafür gesorgt, dass die Preußenkrone sowie wertvolle Tabaksdosen Friedrichs des Großen unter dem Altarraum der Kleinenbremer Kirche eingemauert wurden, um sie vor den Siegermächten in Sicherheit zu bringen. Eingeweiht waren Küster Friedrich Aldag (gespielt von Uwe Marczinzik), Maurer Friedrich Ackmann (Simon Volkmann) und natürlich Pfarrer Martin Strathmann.

Den Pfarrer spielt Ulrich Hesse wuchtig und emotional. Beeindruckend ist die Szene, in der Strathmann einem Ehepaar (Hartmut und Christiane Haselau) seelsorgerischen Beistand leistet, das einen Sohn im Krieg verloren hat, während der zweite trotzdem zum Fanatiker geworden ist. Alle Schauspieler wachsen über sich hinaus, die Tränen scheinen echt zu sein.

Für die Rolle des von Plettenberg war Norbert Gerntrup nicht von Anfang an vorgesehen. Dies hatte sich vielmehr bei Leseproben ergeben. Regisseur Holger Pape, als Schauspieler des Kleinbenbremer Improtheaters „SpekSpek" der einzige Profi, attestiert ihm „das Würdevolle, das den von Plettenberg ausmacht".

Zu dem Stück gehört auch eine Rahmenhandlung: Eine Geschichtslehrerin (Svenja Moser), eine Pastorin (Bianca Krumme) und eine Journalistin (Katja Mehwald) denken sich das Theaterstück aus. Gegenseitig spielen sie sich einzelne Szenen vor.

Platzreservierungen für das etwa 70-minütige Stück „Kirche & Krone" sind ab dem 15. November möglich – und zwar im Haus der Kirche in Minden,

Tel. (05 71) 83 744-58. Der Eintritt ist bei allen fünf Aufführungen frei. Spenden sind willkommen. Das schriftliche Programm für die Festtage vom 10. bis 19. Dezember ist in Arbeit. Der Lichtkünstler Oliver Roth wird das Gotteshaus von außen beleuchten.


Kontroverse um Freiherr von Plettenberg

Um Kurt Freiherr von Plettenberg, eine der Hauptfiguren in dem Theaterstück „Kirche & Krone", ist ein Streit entbrannt. Hans Ulrich Gräf, ein Leserbriefschreiber, begleitet das Projekt äußerst kritisch.

Gräf spricht von Plettenberg schon länger ab, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus gewesen zu sein. Gegen die Stadt Bückeburg hatte er deshalb sogar geklagt, war aber 2017 vor dem Verwaltungsgericht Hannover gescheitert.

„Indirekt hatte die Kritik Gräfs auch Auswirkungen auf unser Stück", erklärt Regisseur Holger Pape. „Sie hat uns geholfen, den Sachverhalt im Team zu überprüfen. Wir haben einfach noch genauer hingeschaut."

Pape geht davon aus, dass von Plettenberg zumindest zu Beginn der NS-Zeit ein begeisterter Nationalsozialist war. Vor dem nahenden Unheil habe er lange die Augen verschlossen. „Er hat das nicht sehen wollen", so der Regisseur. Später habe von Plettenberg dann zum engeren Kreis der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 gehört. Der bekannteste war Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

„Ich finde es absolut richtig, wenn jemand eine Sache offensiv hinterfragt", sagt Pape über Gräf. Im Fall von Plettenbergs hat der Regisseur jedoch keinen Zweifel: „Was wir darstellen, ist absolut fundiert. Wir stehen voll und ganz hinter dem, was wir tun."

Kurt Freiherr von Plettenberg, geboren 1891 in Bückeburg, war Forstmann, Reserveoffizier und Hofkammerpräsident der Gesamtvermögensverwaltung des ehemaligen fürstlichen Hauses Schaumburg-Lippe. (Ly) 


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