Feierstunde mit Gesang: Die Kinder präsentieren das „Anders-Lied“. Foto: Michael Grundmeier © Picasa Porta Westfalica-Neesen. Der Grundschulverbund Neesen-Kleinenbremen darf sich ab sofort als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ bezeichnen. In einer Zeremonie überreichen Susanne Bormann vom Kreis und Bürgermeisterin Sonja Gerlach das entsprechende Schild. Auf dem Hof des Hauptstandorts Neesen herrscht an diesem Morgen ein buntes Treiben. Kinder aller Nationalitäten sitzen einträchtig nebeneinander, die Vorfreude auf die Feierstunde ist groß. Seit vielen Wochen hat sich die Schule auf diesen Augenblick vorbereitet, im Unterricht und in kleinen Projekten. In der Klasse haben die Schüler darüber gesprochen, wie sich jemand fühlt, der ausgegrenzt wird. Später durfte jeder sein Lieblingsrezept mitbringen. Dabei kamen mehr als 300 Rezepte zusammen, von denen 150 in einem Kochbuch gesammelt wurden. Der Rest soll online verfügbar gemacht werden. Unter den Spezialitäten finden sich viele bekannte, aber auch etliche unbekannte Gerichte, etwa ein Linsencurry aus Indien, Falafel aus Palästina, Feuertopf aus Russland und Kaiserschmarrn aus Österreich. „Die vielen Rezepte zeigen, dass die Kinder auf ihre Kultur stolz sind“, macht Schulleiterin Inna Braun deutlich. Susanne Bormann vom Kommunalen Integrationszentrum im Schulamt des Kreises Minden-Lübbecke betont, wie wichtig es ist, dass die Kinder Wertschätzung für ihre frühere Heimat erfahren: „Manche Kinder beherrschen zwei oder drei Sprachen. Das ist ein Schatz, der nicht verloren gehen darf.“ Ein entsprechend eingerichteter Bücherkoffer soll das gemeinsame Lesen von Kindern und Eltern zukünftig weiter fördern. Welche Nationalitäten der Grundschulverbund Neesen-Kleinenbremen beheimatet, ist an diesem Morgen deutlich zu sehen. 20 verschiedene Flaggen wehen im Wind, darunter die Farben Syriens, Afghanistans und des Iraks. Natürlich könne es bei so vielen Schülern auch immer mal zu kleinen Rangeleien oder Meinungsverschiedenheiten kommen. Entscheidend sei, eine Kultur des Hinsehens zu etablieren und ein Klima, in dem sich alle wohlfühlen, erklärt Schulleiterin Inna Braun. In Zukunft will sich die Schule aktiv dafür einsetzen, dass menschenfeindliche Einstellungen keinen Platz haben. Wobei das neue Logo nichts über die bisherigen Aktivitäten der Schule aussagt. Es ist kein Titel, kein Preis und auch keine Auszeichnung. Und natürlich ist es auch kein Zertifikat, das bescheinigt, dass es an dieser Schule keinen Rassismus gibt. Vielmehr ist das Logo ein Versprechen, eine Selbstverpflichtung, die von 80,3 Prozent der Schulmitglieder getragen wird. In einer geheimen Wahl hatten Lehrer, Schüler und andere Kräfte erklärt, dass sie sich „aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus“ einsetzen wollen. Darüber hinaus sollen „an unserer Schule alle gerecht behandelt werden, alle werden angenommen, wie sie sind“. Und weiter: „Wenn ich bemerke, dass ein Kind oder ein Erwachsener ungerecht behandelt wird, mache ich nicht mit und schaue nicht weg, sondern setze mich mutig ein, helfe selbst oder hole Hilfe.“ Susanne Bormann sieht den Titel deshalb auch nicht als Preis für geleistete Arbeit, sondern als Verpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft. „Eure Schule sagt heute: Wir übernehmen Verantwortung für das Klima an unserer Schule und in unserer Umgebung.“ 80,3 Prozent – das sei ein „hervorragendes Ergebnis“, findet die Regionalkoordinatorin des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Als achte Grundschule im Kreis Minden-Lübbecke und als erste in Porta Westfalica setze der Grundschulverbund Neesen-Kleinenbremen damit ein „deutliches Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung jeder Art“. Ähnlich äußert sich Bürgermeisterin Sonja Gerlach (CDU), die die Schule für ihr Engagement lobt. „Wir sind alle gefordert, uns für ein friedliches Miteinander einzusetzen, dafür brauchen wir oft eine gehörige Portion Courage, denn es gehört manchmal großer Mut dazu, einzuschreiten.“ Es sei gut, wenn Schule ein Raum sei, in dem diese Courage gewollt sei. Gefeiert wird die Übergabe des Schildes und der Urkunde zunächst mit Gesang. Danach verlesen die Kinder gute Vorsätze, an die sie sich in Zukunft halten wollen: „Jeder soll an unserer Schule willkommen sein“, ist zu hören. „Wir wollen uns nicht gegenseitig wehtun, wir trösten uns“, oder: „Wir wollen uns gegenseitig ermutigen.“ „Wir wollen uns immer füreinander einsetzen und zeigen, dass unsere Schule ein Ort des Miteinanders ist“, fasst Schulleiterin Braun den Geist der Selbstverpflichtung zusammen. Es gelte jetzt mit vielen verschiedenen Aktionen zu zeigen, „dass wir den Wunsch haben, ohne Ausgrenzung zu leben“. |