Seit 1898 ist Schäfers am Standort Kleinenbremen vertreten. Ab 2023 haben auch die letzten Fahrer-Arbeitsplätze in Porta keine Zukunft mehr. Das Unternehmen stellt sich neu auf und verlagert die Produktion und die Logistik. Foto: Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen. Ende kommenden Jahres ist Schluss am Standort Kleinenbremen. Dann wird endgültig ein Schlussstrich unter die Backtradition von Schäfers in dem Portaner Ortsteil gezogen. Am Montagmorgen hat das Unternehmen den noch 42 am Standort Kleinenbremen verbliebenen Fahrern die Botschaft überbracht. Das hat Aenne Spannuth am Montag gegenüber dem MT bestätigt. Sie ist Unternehmenssprecherin der Edeka Minden-Hannover, zu der die Bäckerkette Schäfers gehört. Die wichtige Botschaft aus Sicht der Edeka: „Allen 42 Fahrern versuchen wir, eine Perspektive innerhalb des Unternehmens zu bieten. Gespräche dazu laufen bereits. Mit Schäfers geht es defintiv weiter", erklärt Spannuth. Bis zum Bezug des Neubaus der Edeka-Zentrale in Minden soll die Schäfers-Verwaltung noch in Porta bleiben und danach nach Minden ziehen.

Hintergrund der endgültigen Aufgabe des Standortes Porta Westfalica ist ein großangelegter Umstrukturierungsprozess. Die Kette will ihre Backproduktion – in Kleinenbremen waren die Öfen schon seit einigen Jahren kalt – auf zentrale Standorte konzentrieren. Dazu gehört unter anderem Lehrte bei Hannover. „Dort soll die Brotproduktion laufen", sagt Spannuth. Auch zwei weitere Produktionsstätten in Sachsen-Anhalt sollen aufgerüstet werden. In diesen Prozess und in den Aufbau einer Bio-Sparte werde der Konzern bis 2023 rund 24 Millionen Euro investieren. Bioprodukte sind ein Novum für Schäfers. So wolle das Unternehmen in Zeiten von immer mehr Backstationen in Discountermärkten konkurrenzfähig bleiben. Durch die Modernisierung sollen in Lehrte und in Sachsen-Anhalt insgesamt 80 neue Arbeitsplätze entstehen – dies bereits ab dem zweiten Quartal im kommenden Jahr.

Zum aktuellen Netzwerk gehören derzeit rund 750 Verkaufsstände mit Bedienung, davon 260 eigenständige Filialen. Der Großteil sei in Edeka-Märkte integriert – so etwa in Minden. Die Zahl der Filialen sei in den vergangenen Jahren nahezu stabil geblieben. Allerdings müsse „die eine oder andere Filiale auf ihre Zukunftsfähigkeit geprüft werden."

Die Pläne zur Umstrukturierung seien am Montag allen in Kleinenbremen Beschäftigen präsentiert worden. Aenne Spannuth zeigt sich zuversichtlich, dass ein Großteil der Beschäftigten in der Unternehmensstruktur bleiben könne. „Die Edeka Minden-Hannover hat einen großen internen Fuhrparkdienstleister. Der Bedarf an Fahrern innerhalb der Edeka ist sehr hoch." Wie viele Stellen zu besetzen sind, blieb aber recht vage: „Wir haben in der Vergangenheit jährlich Fahrer im zweistelligen Bereich eingestellt, allein für Edeka-Logistik und Bauerngut", sagt die Unternehmenssprecherin.

Für den Werkverkauf in der Alten Heerstraße in Kleinenbremen suche Schäfers derzeit nach einer Standortalternative. „Wir wünschen uns, dass die Filiale möglichst ortsnah einen neuen Platz bekommt." Bis Ende 2022 sie der Standort an der ehemaligen Produktionsstätte aber gesichert, betont Spannuth.

Das Areal, das einst große Produktionsstätte für Schäfers war, ist heute nur noch Umschlagplatz für die Fahrer. Von dort aus werden noch rund eineinhalb Jahre lang die Auslieferungen koordiniert. Danach soll die Verteilung direkt ab Lehrte erfolgen. Zudem sei die Verwaltung des Unternehmens noch in Kleinenbremen untergebracht. Und: „Ein Großteil des Gebäudes ist an Tochtergesellschaften der Edeka vermietet." Die Immobilie steht seit geraumer Zeit zum Verkauf. Die Edeka wolle zunächst das Marktumfeld abtasten und schauen, ob sich das Gebäude veräußern lässt. „Verkauf und Vermietung sind Optionen", sagt Aenne Spannuth. Neuigkeiten zum Verkaufsprozess gebe es derzeit aber nicht, betont die Sprecherin auf Nachfrage. Klar sei nur: Wenn der neue Edeka-Campus bezugsbereit ist, „das wird voraussichtlich 2024 sein", dann zieht die Schäfers-Verwaltung um. Damit würde dann Porta als Stammsitz für das Unternehmen wegfallen. Der bleibe mit dem Neubau aber im Mühlenkreis.

Aus dem Mitarbeiterumfeld von Schäfers war am Montag nur wenig zu hören. Nur so viel hieß es vorsichtig hinter vorgehaltener Hand: Ganz so optimistisch wie die Unternehmensleitung sehen einige Beschäftigte die Perspektiven, an einer vergleichbaren Stelle im Unternehmen bleiben zu können, nicht. Manwolle sich den Angeboten aber auch nicht verwehren und hoffe, innerhalb der Region weiterarbeiten zu können.


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