Hindernis bei der Fortpflanzung? Zwischen den Zehen eines Storches klemmt ein Plastikteil. Foto: Barbara Tiedermann/pr © Beate Wiedermann

Porta Westfalica (Ly). Der erhoffte Nachwuchs bei den Störchen in Kleinenbremen, wo sich erstmals seit vermutlich mehr als 100 Jahren wieder Adebare niedergelassen haben, lässt noch auf sich warten. Anders im Naturschutzgebiet Eisberger Werder: Auf dem dortigen Horst sind vor etwa zwei bis drei Wochen mindestens drei Jungstörche geschlüpft.

Davon geht Barbara Tiedermann vom „Aktionskomitee Rettet die Weißstörche“ aus, die beide Nisthilfen in den vergangenen Tagen stundenlang beobachtet hat. In Eisbergen weiß man in einigen Wochen mehr, denn dann werden die Störche beringt.

Fast zwei Stunden lang wartet Barbara Tiedermann an diesem Mittwoch im Bruch in Kleinenbremen. Im Nest sitzt zunächst nur ein Adebar. Dann taucht der zweite Storch auf und setzt zur Landung an. Ihn hält die Beobachterin aus Veltheim für das Männchen. Besonderes Merkmal dieses Storchs: Ein Plastikteil hat sich zwischen den Zehen des rechten Beines verklemmt.

Für das richtige Motiv beobachtet Barbara Tiedermann stundenlang den Kleinenbremer Horst. Das Ergebnis sind faszinierende Storchenbilder. Foto: Stefan Lyrath - © Lyrath

Nach einer Weile verlassen beide Vögel den Horst, um auf den nahen Feldern nach Nahrung zu suchen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte Barbara Tiedermann angenommen, dass das Weibchen gerade Eier legt oder schon gelegt hat. So weit ist es wohl noch nicht. „Die Paarung kann stattgefunden haben, aber das Weibchen hat sicher noch kein Ei gelegt, sonst würden nicht beide das Nest verlassen.“

Fest steht, dass die Kleinenbremer Störche spät dran sind mit ihrer Familienplanung. „Die Chancen stehen nicht so gut, aber es ist möglich“, so die Frau vom Aktionskomitee. Das wäre auch kein Drama, denn: „Ich kenne nur einen Horst, wo es gleich im ersten Jahr geklappt hat – in Nettelstedt.“ Dazu muss man wissen: Die Brutzeit liegt bei 32 Tagen. Danach bleiben die Jungstörche etwa zwei Monate im Horst und unternehmen auch Ausflüge, bevor sie das Nest im August endgültig verlassen.

In Kleinenbremen drücken viele dem Paar die Daumen. Immer wieder kommen Anwohner vorbei und berichten Barbara Tiedermann von eigenen Beobachtungen. Seitdem die Störche da sind, ist am Himmel immer etwas los. So hat es am 6. Mai einen spektakulären Kampf gegeben. Ein anderes Storchenpaar hatte es offenbar auf den Horst abgesehen, in dem einer der Adebare zu der Zeit alleine war. Fachleute sprechen vom „Hineinkämpfen“. Dann kam der zweite Kleinenbremer Storch zurück. Mit vereinten Kräften wurden die beiden Angreifer durch Scheinangriffe vertrieben. Sie gaben schließlich auf. Das mutmaßliche Männchen flog ihnen noch hinterher.

Für Störungen hat kürzlich auch ein so genannter Junggesellentrupp aus noch nicht brutfähigen Störchen gesorgt, nach Beobachtungen von Anwohnern bis zu 20 Vögel, die über dem Horst kreisten. „Die gucken nur“, beruhigt Barbara Tiedermann. „Manchmal fliegen sie allerdings auch Scheinangriffe und stören das Brutgeschäft.“

Sorgen bereitet das Plastikteil am linken Bein des einen Kleinenbremer Storches. Die Frage ist, ob Paarung, Brut und Aufzucht der Jungen damit möglich sind. Deutlich zu sehen ist, dass der Storch während der Nahrungssuche auf den Feldern stark humpelt. Im günstigsten Fall zerbricht das Teil irgendwann und fällt von alleine ab.


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