Blumen wollen viel Licht, Luft und Sonne
Im kleinen Naturschutzgebiet Heineberg auf seltenem Halbtrockenrasen fünf Orchideenarten nachgewiesen

     
Von Gisela Burmester

Porta Westfalica-Kleinenbremen (mt). Klein, aber fein ist es, das Naturschutzgebiet Heineberg mit dem Naturdenkmal Everdings Brink. Hier wachsen Orchideen.

Gerade mal neun Hektar groß ist das Gebiet im Waldgelände oberhalb Kleinenbremen. Es handelt sich beim Naturschutzgebiet Heineberg nicht um eine zusammenhängende Fläche - es ist in drei Bereiche aufgesplittert, die allerdings eines gemeinsam haben und auch deshalb unter Naturschutz gestellt wurden.

Hier gibt es noch den seltenen, im Kreis Minden-Lübbecke einzigartigen Halbtrockenrasen, und auf dem wachsen Orchideen.

Fünf Arten hat der Hobby-Botaniker Lüder Almers nachgewiesen. Damit ist es eines der artenreichsten Gebiete im Kreis Minden-Lübbecke.

"Beim Halbtrockenrasen handelt sich um eine nährstoffarme, kalkhaltige und dünne Erdschicht, die der Sonne ausgesetzt ist. Entstanden ist der Halbtrockenrasen durch die frühere Kalksteinabgrabung im Gebiet, die allerdings nie großflächig und industriell betrieben wurde. Durch Beweidung wurde er von Aufwuchs freigehalten. "Außerdem wurden diese Flächen nicht gedüngt", berichtet Michael Geissler, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde im Kreis Minden-Lübbecke.

Sein Amt ist dafür verantwortlich, dass dieser auf der Roten Liste stehende Biotoptyp mit seinen Restflächen erhalten bleibt und der Verbuschung ein Riegel vorgeschoben wird. Deshalb werden von den Arbeitern des Arbeitslebenszentrums, mit dem der Kreis zusammenarbeitet, immer wieder die Sägen angesetzt.

Auch ist es noch gar nicht lange her, dass auf einer früher als Weide genutzten Fläche der Radlader eingesetzt wurde, um die obere, nährstoffreiche Erdschicht vorsichtig abzutragen. Hierher sollen die Samen der Orchideen fliegen und keimen. "Orchideen-Erwartungsland" nennt Lüder Almers diese Fläche.

Und er sieht gute Chancen, dass hier in einigen Jahren so seltene Blumen wie das pinkfarbene Manns-Knabenkraut und das Gefleckte Knabenkraut blühen.
  Das zarte Weiße Waldvögelein und der bräunliche Vogelnestwurz sind eher im angrenzenden Buchenwald zu finden.

Licht, Luft und Sonne brauchen die Blumen, sagt Michael Geissler. Dass die Orchideen eine Überlebenschance besitzen und nicht von Büschen und Bäumen in den Schatten gestellt werden, verdanken sie auch den Eigentümern des Biotops. "Das Naturschutzgebiet Heineberg befindet sich in Privatbesitz. Glücklicherweise stehen die Eigentümer den Orchideen so positiv gegenüber, dass sie dem Kreis die Pflege mit allen erforderlichen Konsequenzen übertragen haben", ist Michael Geissler froh über dieses Entgegenkommen. Das wird dem Projekt auch vom "Arbeitskreis Heimische Orchideen in NRW", in dem auch Lüder Almers engagiert mitarbeitet, und dem regen Heimatverein Kleinenbremen entgegen gebracht.

Auf einem weiter östlich gelegenen Bereich des Naturschutzgebietes wurde nach Auskunft von Michael Geissler vor vier Jahren ein Kahlschlag zugunsten der Orchideen durchgeführt. 1997 wurden an Hang und Mulde fast alle Bäume und Sträucher entfernt, und noch immer stehen laufende Pflegemaßnahmen auf dem Programm.

Hier gab es vor den Pflegemaßnahmen nur noch kleine Inseln mit Halbtrockenrasen, wo noch Orchideen und Enziane wuchsen. Jetzt, da wieder Licht an den Boden kommt, erwartet Lüder Almers eine baldige Vermehrung der Blumen.

Aber nicht nur Orchideen finden auf dem Heineberg einen Lebensraum. Der Hobby-Botaniker, der ehrenamtlich für den Kreis tätig ist und ihm seine Daten zur Verfügung stellt, hat außerdem Zittergras, rundblättrige Glockenblume, Fransenenzian, Färberginster, Hauhechel, Kreuzblume, Fetthenne, Seidelbast, Großes Zweiblatt, Breitblättrige Stendelwurz und Wolfsmilch entdeckt.

Damit die Schutzbemühungen auch nachhaltig Erfolge zeigen, ist es unbedingt erforderlich, dass die Spaziergänger auf den Wanderwegen bleiben. Michael Geissler: "Hier gilt als oberstes Gebot: Ansehen immer, abpflücken nie."


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06.03.2001
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