Aus für das "supergeile Haus"?
Nach massivem Widerstand der Kleinenbremer: Betreiber offenbar auf dem Rückzug

     
Von Stefan Lyrath

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Das "supergeile Haus" steht vor dem Aus. Angesichts von massivem Widerstand in der Kleinenbremer Bevölkerung sind die Betreiber des Bordells ,,DreamhouseÕÕ in der früheren Gaststätte ,,LindenhofÕÕ offenbar auf dem Rückzug.

Sie halten bereits nach einem geeigneten neuen Gebäude Ausschau, angeblich ebenfalls in Porta Westfalica. Davon geht Dieter Lichte aus, der gestern noch ein mal mit den Männern gesprochen hat. "Ich habe ihnen erklärt, dass wir andernfalls Schwierigkeiten machen", berichtete der Kleinenbremer Ratsherr, in Personalunion Vorsitzender des Planungsausschusses.

Vorausgegangen war am Donnerstagabend eine teils hitzige Bürgerversammlung in der "Schönen Aussicht", in der Lichte und Fritz Heine, Chef des Bezirksausschusses, sich die Rückendeckung der Bürger geholt hatten. Mit überwältigender Mehrheit stimmten die Kleinenbremer dafür, dass die Politik den Bordellbetrieb "mit allen rechtsstaatlichen Mitteln" stoppt. Nur zwei der etwa 70 Zuhörer votierten dagegen. Der Eigentümer des Gebäudes, ein Mann aus Hameln, lehnte eine öffentliche Stellungnahme ab. Für viele überraschend, meldeten sich auch mehrere Befürworter des Bordells zu Wort.

Mit ihrer vollmundigen Ankündigung im Internet ("heiße Girls" im "Haus der 1000 Lüste") waren die "Dreamhouse"-Betreiber möglicherweise etwas voreilig. Die Eisberger Juristin Anke Schwarz, Vorsitzende des dortigen SPD-Ortsvereins, vertritt jedenfalls die Rechtsauffassung, dass mit dem Web-Auftritt Werbung für einen Gewerbebetrieb gemacht wird. Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung sind Bordelle Gewerbebetriebe. Der "Lindenhof" liegt in einem so genannten MD-Gebiet, also mitten im Dorf, und läuft anscheinend ohne die erforderliche Genehmigung.

"Ich gehe davon aus, dass das Dreamhouse aus baurechtlichen Gründen in dieser Form und an dieser Stelle nicht betrieben werden darf", sagte die Juristin in der Bürgerversammlung. Der Leiter des Portaner Ordungsamtes, Reinhard Busch, bestätigte: "Uns liegt kein Antrag der Betreiber vor, etwa für eine Gaststätte oder einen Beherbergungsbetrieb."
  Wenn dort die Prostitution gefördert werde, könnten Gaststätten gar nicht erst zugelassen werden, erklärte Busch: "Bordelle, bordellartige Betriebe, Wohnungsprostitution - die Grenzen sind allerdings fließend."

Anke Schwarz wies darauf hin, dass in diesem Umfeld immer wieder Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung vorkämen. An dieser Stelle könnten die zuständigen Behörden den Hebel ansetzen. Lichte (SPD) und Heine (CDU), die zuletzt in einer anderen Sache heftig aneinander geraten waren, üben in Sachen "Dreamhouse" den Schulterschluss. Heine in einer Stellungnahme für den Bezirksausschuss: "So ein Haus wollen wir in Kleinenbremen nicht - erst recht nicht an dieser Stelle." Lichtes ähnlich lautender Tenor: "Wir haben hier einen guten Ruf zu verlieren. In dieses schöne Gebäude soll etwas hinein, was dem Dorf etwas gibt."

Zum Beispiel ein Jugendzentrum, eine Kneipe, eine Eisdiele. Diese Wünsche wurden von mehreren Bürgern geäußert. Ein Zuhörer sagte spitz: "Ein Jugendzentrum haben wir nicht - aber dafür ein Bordell." Ein anderer gab zu bedenken: "Die Frauen, die nachts bei der Bäckerei Schäfer gegenüber anfangen zu arbeiten, haben Angst."

Überhaupt scheint die Furcht vor einer Zunahme der Kriminalität in dem Dorf ohne Polizeiposten weit verbreitet. Mit Sorge beobachtet ein direkter Nachbar des Etablissements "irgendwelche nächtlichen Aktivitäten". Lichte: "Diese Ängste nehmen wir sehr ernst."


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10.03.2001
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