Überraschungen am "Meierkamp"
Kleinenbremen: Neubaugebiet am Ostufer des Mühlenbachs sorgt für reichlich Verwirrung

     
Von Wilhelm Gerntrup

Porta Westfalica-Kleinenbremen (gp). Das Durcheinander um das Kleinenbremer Neubaugebiet "Meierkamp" ist noch schwerer zu durchschauen als das Pflanzendickicht, das dort seit nunmehr fast zehn Jahren wuchert.

Zur Verwirrung tragen nicht zuletzt die Politiker bei. "Alles offen" bewertet der Kleinenbremer Bezirksausschussvorsitzende Fritz Heine die Entwicklung in Sachen Meierkamp. Die mit einer Menge Pleiten, Pech und Pannen angereicherte Geschichte des einstigen Vorzeigeobjekts hält immer neue Überraschungen bereit.

Dabei schien bis vor kurzem noch alles klar. Mitte Oktober sprach sich der Ortsrat für die Aufhebung des derzeitigen, auf eine "Totalbebauung" mit 30 Häusern ausgelegten Bebauungsplans aus. Diese Möglichkeit bietet das Baurecht. Es besagt, dass Kommunen einen Bebauungsplan wieder einkassieren dürfen, wenn der Bauwillige sieben Jahre lang nicht in die Pötte gekommen ist. Das ist beim Meierkamp der Fall.

Stadtväter zogen Beschluss zurück

Statt einer Totalbebauung möchten die Ortsvertreter nur noch das untere, nördliche Drittel der 24 000 Quadratmeter großen Fläche bebaut haben. Zehn bis 13 Häuser in diesem naturnahen Gebiet entlang des Mühlenbachs seien genug, war man sich nach langer Diskussion einig. Bezirksausschussvorsitzender Fritz Heine und seine CDU-Freunde hätten gern noch ein paar Bauplätze draufgelegt. Den meisten SPD-Vertretern war das Drittel schon zu viel. Stadtratsmitglied Dieter Lichte plädierte bis zuletzt für ein totales Bebauungsverbot. Die Empfehlung der Lütkenbremer wurde Anfang November vom Portaner Stadtrat bestätigt.
  Doch schon drei Wochen später zogen die Stadtväter diesen Beschluss wieder zurück. Statt dessen wurde das totale (Bebauungs-) Aus verfügt. Über das Zustandekommen des plötzlichen Sinneswandels gibt es unterschiedliche Aussagen. Das Gelände werde komplett als "Ausgleichsfläche" für das Bauvorhaben der Firma Bernstein in Hausberge benötigt, so das am häufigsten gehörte Argument.

Oppositionssprecher Lichte fühlte sich zu guter Letzt doch noch als Sieger. Seinem Dorfnachbarn Fritz Heine liegt das Wendemanöver, das von den eigenen CDU-Fraktionsfreunden mitgetragen wurde, auch heute noch schwer im Magen.

Alle Politiker könnten sich die Augen reiben

Nicht ausgeschlossen scheint zum momentanen Zeitpunkt, dass sich zum Schluss die Portaner Politiker aller Parteien die Augen reiben. Grund: Der Ausstieg aus dem derzeit noch rechtskräftigen Bebauungsplan muss verfahrenstechnisch genauso abgewickelt werden wie die Inkraftsetzung - einschließlich Bürgerbeteiligung und Anhörung der Betroffenen. Das biete noch viel Spielraum für Einsprüche oder Klagen, warnen Verwaltungsfachleute. Erster Widerstand kündigt sich bereits an. "So einfach, wie sich das manche bei der Stadt offenbar vorstellen, geht das nicht", sagt Ralf Brüggemann. Der selbständig tätige Rechtswirt ist vom Mindener Amtsgericht zum "Zwangsverwalter" in Sachen Meierkamp bestellt worden.

In dieser Funktion hat er auch - und vor allem - die Interessen des Gläubigers wahrzunehmen. Auf ihren Antrag hin hat es bereits eine ganze Reihe von Zwangsversteigerungsterminen gegeben - allesamt ohne Ergebnis. Beim letzten Mal gab es drei Gebote, die zwischen 200 000 und 250 000 Mark lagen. Dafür wollte und konnte Auktionator Oliver Kleimeier den Besitz nicht "verschleudern". Der offizielle Wert ist derzeit auf 1,3 Millionen festgesetzt.

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19.01.2001
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