Ein Wolf hat am 13. November in Kleinenbremen ein Schaff gerissen. Dies ergab jetzt eine Genanalyse. Symbolfoto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (© (c) Copyright 2018, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Porta Westfalica-Kleinenbremen (mt). Der Nachweis ist erbracht: Ein Wolf hat am 13. November ein Schaf in Kleinenbremen gerissen. Das geht aus einer Genanalyse des beauftragten Forschungsinstituts hervor.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hat auf seiner Internetseite über Wolfsnachweise das Resultat für Kleinenbremen veröffentlicht. Somit ist klar, dass ein Wolf für den Nutztierriss an der Hainebergstraße verantwortlich ist. Damit steht auch fest, dass der Besitzer, ein Hobbyzüchter aus Bückeburg, den Marktwert des Schafes ersetzt bekommt.

Unklar ist hingegen, ob der Wolf ein „alter Bekannter“ ist und womöglich schon in der Datenbank registriert wurde. „Individualisierung noch ausstehend“ lautet der entsprechende Hinweis auf der LANUV-Seite. Vielleicht können zumindest irgendwelche Verwandtschafts-Beziehungen zu anderen Wölfen und Rudeln festgestellt werden.

Der Wolf hatte das Schaf in der Nacht zum 13. November, einem Mittwoch, getötet. Hobby-Schäfer Michael Kriening entdeckte an jenem Morgen das tote Tier und informierte die Behörde. Elisa Finster, Wolfsberaterin im Mühlenkreis, sicherte mithilfe von Wattestäbchen die Spuren am Kadaver. Auch ein wildernder Hund kam zunächst als „Täter“ in Frage.

Der „Wolf vom Haineberg“ sei vermutlich schon längst nicht mehr in der Region, saget Finster gestern zum MT. „Wölfe legen 50 bis 80 Kilometer in der Nacht zurück.“ Erst wenn innerhalb eines halben Jahres ein zweiter Nachweis desselben Tieres innerhalb der Region vorliege, könne man von einem Territorialwolf sprechen. Im Herbst und Frühjahr seien häufiger Jungtiere unterwegs, die sich von den elterlichen Rudeln trennten. Insofern sei das plötzlich Auftauchen eines durchziehenden Wolfes nichts Ungewöhnliches.

Wölfe sind scheu. Wenn Spaziergänge sie sähen und Angst bekämen, sollten sie sich bemerkbar machen, sagt Finster. Dann verschwänden die Tiere. „Die gucken nicht, ob man einen Keks in der Tasche hat.“ Oftmals würden wegen der optischen Ähnlichkeit Wolfshunde mit richtigen Wölfen verwechselt.

Wer Nutztiere wie Schafe halte, sollte zum Schutz gegen Wölfe ausreichend hohe Zäune installieren und diese unter Strom setzen. Andernfalls könne es schnell ein Massaker geben, insbesondere wenn sie dicht zusammenstünden. „Das ist dann wie mit dem Fuchs im Hühnerstall“, sagt die Wolfsberaterin. Insofern habe der Bückeburger Schäfer womöglich noch Glück gehabt, dass „nur“ ein Schaf getötet worden sei.

Die Wolfsberater des Kreises Minden-Lübbecke sind die richtigen Ansprechpartner, wenn Wölfe gesichtet oder Wolfsrisse festgestellt wurden. Das Veterinäramt des Kreises ist zuständig, wenn unklar ist, woran ein Tier gestorben ist – und wenn tote Wildschweine entdeckt werden, weil hier die Afrikanische Schweinepest die Ursache sein könnte.

Im März und April waren zwei tote Wölfe in Porta Westfalica und Petershagen gefunden worden.

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Wolf-Experte hält Vortrag im Bürgerhaus

Einen besseren Zeitpunkt kann es kaum geben können: Nur wenige Tage nach dem offiziellen Wolfsnachweis in Kleinenbremen lädt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Kreisgruppe Minden, zu einem Vortrag über Wölfe ein. Der Experte Hubert Wichmann ist am Donnerstag, 12. Dezember, um 19 Uhr im Bürgerhaus, Am Park 1, in Hausberge, zu Gast.

Der Wolfsbeauftragte für das Forstamt Nienburg berichtet in Worten und Bildern von seiner Arbeit der Rissdokumentation sowie über Neuigkeiten zum Rodewalder Rudel. Aber auch das Sozialverhalten dieser vielschichtigen Tiere will er den Zuhören näherbringen und Empfehlungen geben für ein Verhalten bei eventuellem Aufeinandertreffen von Mensch und Wolf.

An dem Abend soll es ausdrücklich nicht um eine positive oder negative Bewertung dieses neuen, alten Mitbewohners gehen, so der BUND. Vor 300 Jahren hätte sich der Mensch noch gewundert, wie viel Euphorie oder auch Ablehnung die Rückkehr weniger Wölfe auslösen kann, vermutet der Naturschutzbund. Damals sei der Wolf noch das am weitesten verbreitete Säugetier in Europa gewesen. „Doch der Mensch hatte Angst, vor allem um seine Nutztiere und so wurde der Wolf systematisch ausgerottet, bis zu seiner Wiederkehr im Jahre 1998, wo in Sachsen die ersten beiden Wölfe gesichtet wurden“, so der BUND.

Heute sei der Wolf für Naturschützer der Ausdruck einer natürlichen, ökologischen Vielfalt und für so manchen Nutztierhalter eine mit Skepsis, wenn nicht sogar Ablehnung betrachtete Bedrohung seiner Existenz.

 

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