Schäfer Michael Kriening ist sich sicher, dass ein Wolf sein Schaf getötet hat. Auf der Wiese liegen im Gras Wolle und Hautstücke verteilt -Spuren eines Kampfes. (© Leo Behmann/sz/lz)

Porta Westfalica (szlz). Hat ein Wolf am Haineberg in Kleinenbremen ein Schaf gerissen - oder war es ein wildernder Hund? Eine Antwort auf diese Frage kann nur die Untersuchung der am Fundort gesicherten Genetik-Proben ergeben. Eine DNA-Analyse muss allerdings vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz angeordnet werden. Die von dem Bückeburger Hobby-Schäfer Michael Kriening zum „Tatort“ gerufene Wolfsberaterin Elisa Finster hat auf der Weide eine Spurensuche durchgeführt - „so wie es auch die Polizei machen würde“, wie sie selbst sagt.

Am Hals und an den Vorder- und Hinterläufen des gerissenen Schafes sicherte die Expertin, die hauptberuflich bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Minden-Lübbecke arbeitet, mit Wattestäbchen Erbgut des noch unbekannten Tieres, das das Schaf getötet hat. Es gibt zwar Trittsiegel im Kot der Schafe. Aber es ist keineswegs einfach, diese zu identifizieren. Die Spuren von Wolf und Schäferhund sehen nämlich nahezu identisch aus. Zudem hätte bereits ein Fuchs an dem Kadaver gefressen. „Es ist die hohe Kunst, die richtigen DNA-Spuren zu sichern“, sagt Finster.

Michael Kriening ist sich sicher, dass ein Wolf sein Schaf gerissen hat. „Das ist sehr traurig. Ich glaube nicht, dass es ein Hund war“, sagt er mit Blick auf das tote Schaf. Auf der Wiese am Haineberg liegen im Gras Wolle und Hautstücke verteilt - „Spuren eines Kampfes“, ist sich Wolfsberaterin Elisa Finster sicher. Am Hals, am Bauch und an den Vorder- und Hinterläufen des Tieres klaffen große Bisswunden. Der Kehlbiss sei zwar typisch für Wolfsangriffe. „Aber auch Jagdhunde können Tieren solche Bisswunden zufügen“, weiß die Expertin.

Den Bereich, wo das Schaf gerissen wurde, würden seine Schafe nach dem Angriff meiden, erzählt Kriening. Die Wiese ist nur mit einem kniehohen Zaun abgegrenzt. „Ich werde meine Schafe deshalb jetzt über Nacht in einem Sektor lassen, der durch einen Elektrozaun geschützt ist“, sagt Schäfer Kriening. Der 30-Jährige ist beunruhigt, hat Angst um seine 70 Tiere. „So geht es auch anderen Viehhaltern in der Region“, sagt der Bückeburger. Erst vor zwei Wochen wollen Passanten auf einer Wiese bei Schermbeck auf einen Wolf getroffen sein, berichtet Kriening. „Vor vier Wochen soll ein Wolf auf einem Parkplatz in Luhden gesehen worden sein“, erzählt der Schäfer.

Dr. Florian Brandes, Facharzt für Wildtiere und Wolfsberater in Schaumburg, sind diese Fälle nicht gemeldet worden. Im Oktober habe es jedoch eine unbestätigte Sichtung eines Wolfes bei Rinteln gegeben. „Zwei Tage später wurde der Riss eines Wildtieres bei Rinteln gemeldet. Es ließ sich aber nicht feststellen, ob das Tier tatsächlich von einem Wolf getötet wurde“, erklärt der Wolfsberater. Die meisten Wolfssichtungen würden sich als Falschmeldungen herausstellen, weil lediglich ein Hund oder ein Fuchs beobachtet wurde, erzählt Dr. Brandes. Im Jahr 2017 war es einem Landwirt gelungen, bei Meinsen einen Wolf zu filmen. „In diesem Fall hat es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt“, erzählt der Facharzt für Wildtiere.

Nach Angaben von Elisa Finster ziehen derzeit Jungwölfe durchs Land. „Unsere Region scheint eine beliebte Route zu sein“, sagt die Expertin. Im Kreis Minden-Lübbecke seien in den vergangenen zwei Jahren drei tote Wölfe gefunden worden. Zwei Tiere wurden bei Veltheim und einer bei Petershagen offenbar von Autos erfasst. „Wir wissen zudem, dass zwei Wölfe, die einen Sender tragen, die Region auf dem Weg in die Niederlande durchquert haben“, sagt Finster.

 

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