Zum Programm des Flüchtlingsfestes vor Kurzem in Kleinenbremen gehörten ein Konzert und ein Workshop mit Otoo Ankra. Die Gäste haben das Fest sichtlich genossen. Fotos: Stefan Lyrath Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Als der Mann aus Bangladesch gestorben war, erlöst von seinen Qualen, schrieb Christiane Haselau ihre Gedanken in eine Art Kondolenzbuch. Genau kann sie sich an den Wortlaut nicht mehr erinnern, aber sinngemäß waren es diese Sätze: „Vielleicht waren es die schönsten Tage seines Lebens. Er war in Liebe gebettet.“ Gemeint ist die Zeit im Hospiz. Christiane Haselau ist ehrenamtliche Flüchtlingshelferin aus Kleinenbremen, hatte den Asylbewerber in den letzten Wochen und Monaten seines Lebens begleitet. Im Juni war ihr aufgefallen, dass der Mann sein Zimmer im Flüchtlingsheim kaum noch verließ – er wirkte krank. Sie ging mit ihm zu verschiedenen Ärzten, schaltete das Sozialamt der Stadt ein, beauftragte einen Pflegedienst und traf sich mit einer Pflegefachkraft des Kreises. Im November kam der Krebskranke ins Hospiz nach Minden. Drei Tage später starb er. Christiane Haselau hatte ihn zweimal täglich besucht. Immer, wenn er sie sah, lächelte er. Nach seinem Tod brannten überall im Zimmer Kerzen.
Zum Beweis zeigt der Afrikaner seine Finger, die aussehen, als seien sie mal gebrochen gewesen. „Viele Leute rieten mir danach, das Land zu verlassen. Wer vorgeladen wird, den sieht man jahrelang nicht mehr“, schreibt er. Oder – im schlimmsten Fall – nie wieder. „Es gibt viele Massengräber in Kinshasa.“ Der Kongo wird zu den Ländern gezählt, in denen die Menschenrechte wenig geachtet werden – vor allem in den Kriegsgebieten im Osten. Sowohl Anhänger bewaffneter Gruppen als auch staatliche Sicherheitskräfte der Demokratischen Republik Kongo sollen laut Schilderungen von Menschenrechtlern Folterungen und andere Gräueltaten verüben. Davon ist Toko im Kleinenbremer Flüchtlingsheim nun weit entfernt. Dort lebt auch Diallo, ein 22 Jahre alter Mann aus Guinea, der 2015 allein auf der Mittelmeerroute über Libyen geflüchtet ist und recht gut Deutsch spricht. „Ich musste mein Land verlassen, weil ich keine Sicherheit hatte“, sagt er und zeigt Narben von Schnittwunden an Armen und Körper. „Meine Schwester wurde vor meinen Augen vergewaltigt. Ich wollte ihr helfen.“ Diallo hat bisher keinen Aufenthaltstitel. Er wünscht sich, in Deutschland bleiben zu dürfen. „Ich integriere mich, arbeite und respektiere die deutschen Gesetze“, betont er. „Ich tue alles.“ Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist Guinea nach einer kurzzeitigen Militärregierung von einem demokratischen Aufbruch geprägt. Die Menschenrechte seien zwar gesetzlich garantiert, würden aber von einer schwachen Justiz nicht ausreichend geschützt. Von diesen unschönen Erinnerungen an ihre Heimatländer wollen die Kleinenbremer Helfer die Flüchtlinge ablenken, unternehmen Ausflüge, helfen ihnen bei Behördengängen, reparieren Fahrräder, spielen mit den Kindern, geben Nachhilfe, organisieren die Teilnahme an Volksläufen oder haben ein offenes Ohr bei Problemen. Hartmut Haselau hat den Bewohnern kostenloses Internet per Freifunk besorgt. Eine Afghanin mit psychischen Problemen bekam eine Trauma-Therapie. Vor Kurzem haben die Ehrenamtlichen im Gemeindehaus ein Fest speziell für afrikanische Männer ausgerichtet: 25 Flüchtlinge feierten mit, darunter fünf, die jetzt in anderen Orten leben. Unter den 50 Besuchern waren auch CVJM-Aktive und zehn Gäste vom TuS Kleinenbremen, wo mehrere Flüchtlinge Fußball spielen. Dazu gab es Musik einer Gruppe der Hafenschule, einer privaten Trommelgruppe aus Rinteln sowie Otoo Ankra, der ein Trommel-Konzert gab, verbunden mit einem Workshop. „Wir haben eine erkleckliche Summe vom Sozialamt bekommen“, freut sich Hartmut Haselau. Das gibt ihm und den anderen Mut, im Kleinenbremer Flüchtlingsheim weiter für gute Tage zu sorgen. |