Helmpflicht für alle: Musikalisch gestaltet der Posaunenchor Eisbergen den Gottesdienst im Berg. ?? (© Foto: Stefan Lyrath)

Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Anfang der 1990er Jahre hat Manfred Pollmeier, heute Pfarrer der katholischen Gemeinde St. Walburga in Porta Westfalica, seine erste Pfarrstelle angetreten – in Herne. Bei der Barbarafeier im Besucher-Bergwerk lockerte Pollmeier den Gottesdienst am Mittwochabend mit einem Scherz darüber auf, wie der Name Herne entstanden sei: „Der liebe Gott muss da durchgegangen sein und gesagt haben: Herr, nee, watten Dreck.“

Herne passt thematisch gut, denn die Stadt im Ruhrgebiet ist ebenso vom Bergbau geprägt wie das Dorf Kleinenbremen, wenn auch in einer ganz anderen Größenordnung. Manfred Pollmeier, der sich beim ökumenischen Gottesdienst im Berg mit Pfarrer Ekkehard Karottki von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Kleinenbremen abwechselte, erinnerte in seiner Predigt daran, was das bedeutete.

„Der Bergbau diente dem Leben. Früher wären die Menschen ohne Kohle erfroren“, sagte er. „Die Bergleute hatten alles andere als Luxus. Ich hätte nicht mit ihnen tauschen wollen. Sie arbeiteten, um zu leben und zu überleben.“ In der Kleinenbremer Grube „Wohlverwahrt“ wurde bis 1957 Eisenerz gefördert.

Wer sich täglich in Gefahr begibt, braucht eine Schutzheilige. Im Fall der Bergleute ist dies die Heilige Barbara. Ihr zu Ehren haben Besucher-Bergwerk und Museum sowie die beiden Kirchengemeinden jetzt zum zweiten Mal nach 2018 zu einer Barbarafeier eingeladen.

Neu war, dass der Gottesdienst am Barbaratag diesmal im Berg stattfand, umgeben von steinernen Wänden – der ideale Ort. Rund 80 Menschen nahmen daran teil. Für viel mehr wäre auch kaum Platz gewesen. Vor einem Jahr war der Kompressorraum des Bergbaumuseums der Ort des Gottesdienstes, bevor es durch den Steinbruch in die unterirdischen Stollen ging, um im Tscherperraum eine Barbara-Statue zu segnen (wir berichteten).

Musikalisch wurde die zweite Barbarafeier vom Posaunenchor Eisbergen (14 Bläser) unter der Leitung von Jörg Claus begleitet. Nicht fehlen durfte das „Steigerlied“. Für Mitwirkende und Besucher galt gleichermaßen Helmpflicht. Am Ende der bewegenden, stimmungsvollen Feier verteilten die beiden Pfarrer sowie Mirko Ignatz, Geschäftsführer von Besucher-Bergwerk und Museum, unter den Besuchern Zweige von Obstbäumen, die bis Heiligabend blühen sollen, wenn man sie am 4. Dezember ins Wasser stellt – ein alter Brauch.

Ob Barbara eine historische Figur war, erscheint Experten fraglich. Gemeint ist jedenfalls Barbara von Nikomedien, die um das Jahr 300 im heutigen Libanon oder der Türkei gelebt haben soll. Der Legende zufolge ließ sie sich gegen den Willen ihres mächtigen Vaters taufen, wurde in einen Turm gesperrt, gefoltert und schließlich mit dem Schwert geköpft – vom eigenen Vater.

Bergleute sehen in der Märtyrerin, die trotz der Qualen an ihrem christlichen Glauben festgehalten hatte, eine von 14 Nothelfern. Die Kumpel vertrauen darauf, dass Sankt Barbara sie zu reichen Bodenschätzen führt und danach wieder heil zurück ans Tageslicht. Wer mehr wissen will: Beim nächsten Museumsgespräch am Donnerstag, 12. Dezember, referiert der wissenschaftliche Volontär Markus Miller über die Heilige Barbara. Beginn ist um 18.30 Uhr.

 

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