"Hier geht es um mehr als nur den Verkauf von Tafelsilber"
Dicker Rüffel für Stadtrats-Mitglieder von Einwohnervertretern / Teil des Mönkhoff-Anwesens soll abgegeben werden

 

 

   

Im Visier der Stadt: Das Hofgelände des Kleinenbremer Mönkhoff-Hofs. Foto: Gerntrup

Porta Westfalica (gp) Lange Gesichter im Kleinenbremer Bezirksausschuss: Die Stadt will Teile des alten Mönkhoff-Hofgeländes versilbern. Die Einwohnervertreter reagierten empört.

"Das darf nicht wahr sein", gab Werner Debbe die Stimmung seiner Kollegen im Ortsrat wieder. Der Zorn der Einwohnervertreter galt einem Vorstoß der Stadt. Sie will einen Teil des mitten im Dorf gelegenen Mönkhoff-Anwesens als Bauland verkaufen. Im Auge hat man im Portaner Rathaus einen Hangstreifen entlang der westlichen Grundstücksgrenze.

Die etwa 2400 Quadratmeter große Fläche würde für vier Bauplätze reichen. Die Erschließung könne über die Stohlmannstraße erfolgen, hat man sich überlegt. Die darunter liegende Uferzone entlang des Mühlenbachs soll unangetastet bleiben.

Der Mönkhoff-Hof war 1990 von der Stadt zur Unterbringung von Aussiedlern aufgekauft worden. Das Gesamtanwesen ist 4500 Quadratmeter groß. Mitten durch fließt der Mühlenbach. Ein Stauteich und das noch vorhandene Mühlenhaus erinnern an die besondere Tradition des vor 400 Jahren erstmals erwähnten Anwesens. Das östlich gelegene Haupthaus und die Scheune werden als Übergangsheime und zur Einweisung von Asylbewerbern genutzt. Der westlich des Mühlenbachs gelegene "Kamp" und ein alter Baumhof blieben als Grünbereich erhalten.

Der Bereich ist im Portaner Landschaftsplan als "Geschützter Landschaftsbestandteil Mühlenbachtal Kleinenbremen" ausgewiesen. Auch im Dorfentwicklungsplan ist von einer "besonders sensiblen und schutzwürdigen Zone" die Rede, die unbedingt erhalten

  werden müsse. Als ökologisches Highlight gilt auch die alte Obstbaumplantage."Seit Jahren legen wir uns im Dorfe für die Erhaltung und Ergänzung unserer Baumwiesen krumm - und hier soll ein wertvoller Bestand kurzerhand abgeholzt werden", schimpfte Willi Wippermann. Einen dicken Rüffel bekamen auch die fünf Kleinenbremer und Wülpker Stadtratsmitglieder ab. Sie hatten sich im Vorfeld bereits mit den Verkaufsplänen einverstanden erklärt und sogar eine Art "Bebauungsplanvorentwurf" anfertigen lassen. Bezirksausschussvorsitzender Fritz Heine (CDU), in Personalunion auch Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, warb unter Hinweis auf das "Diktat der leeren Kassen" um Verständnis. "Uns gefällt das mit dem Verkauf auch nicht, aber wir müssen uns mit den Realitäten abfinden". Auch andere Ortsteile müssten "bluten".

Unterstützung bekam Heine von seinem SPD-Kollegen und stellvertretenden Bürgermeister Dieter Lichte. Dem Bezirksausschuss bleibe nur noch die Möglichkeit, "das Beste aus dem notwendigen Übel" zu machen. "Fakt ist - die Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf stehen schon im Haushaltsplan", so Lichte. Das aber brachte die Ortsratskollegen erst recht auf die Palme. Es sei ein Unding, ohne Absprache mit dem Bezirksausschuss "einfach nur so" wichtige Ziele der Dorfentwicklung preiszugeben, war quer durchs Parteienspektrum zu hören. Hier gehe es um mehr als den Verkauf von Tafelsilber. Ortslandwirt Heinrich Werkmeister wunderte sich über den Sinneswandel. Noch vor nicht allzu langer Zeit seien sich alle im Dorf einig gewesen, daß der Bereich erhalten werden müsse.

Die abschließende Abstimmung ergab eine einstimmige Ablehnung der Verkaufsabsichten. Auch die gescholtenen Stadträte schlossen sich an.

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24.10.2000
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